Den ländlichen Friedhof in den Umgebungen Moskaus
hitrus, Dienstag, 20. November 2007, 08:53
[Thema: Russischer Friedhof]
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<== gilt das Bedauern der mangelnden Pflege der Kulturgüter? (beachten darauf wie die Vergangenheit weggeht?)
oder:
Gerade die schiefen Steinsärge zeigen für mich (sicherlich ungewollt) unsere Vergänglichkeit gegenüber Zeit/Natur/Gott ;wer/wem auch immer.
hr.fuenfprozentfrau,
Samstag, 24. November 2007, 14:53
Ich glaube, dass diese Steinsärge die moralische Degeneration jener Menschen aufzeigen, die schon die Notwendigkeiten nicht fühlen für die Gräber seiner Väter und der Großväter zu sorgen. Keine hohe Philosophie gibt es hier
hitrus,
Samstag, 24. November 2007, 23:22
Harte Worte, denen ich nur soweit folgen mag, das die Gesellschaft auch für die Gräber derer zuständig ist, denen sie nicht gedenken will. Heisst für mich, auf keinen Fall vergammeln lassen, sondern dann eher forträumen, wenn niemand mehr da ist.
Für mich ist dieser Weg meiner Vorfahren (die keine Steinsärge hatten) und sicherlich auch meiner der Normale.
hr.fuenfprozentfrau,
Sonntag, 25. November 2007, 17:54
PS. die frisch renovierte Kirche? Gibt es nicht doch noch Hoffnung für die Steinsärge/Philosophie?
hr.fuenfprozentfrau,
Sonntag, 25. November 2007, 18:10
Wenn die Gräber Ihrer Vorfahren aber noch vorhanden wären, dann fänden Sie es aber wohl nicht so normal, wenn daraus eine Müllkippe würde, oder?
Mauern aus Grabsteinen finde ich übrigens auch nicht erstrebenswert, sondern pietätlos, zumal wenn man weiß, dass für solche Mauern auch gerne einmal jüdische Grabsteinen hergenommen wurden (und deren Gräber werden nicht geräumt).
cemetery,
Sonntag, 25. November 2007, 18:25
hm. hier werden abgeräumte grabsteine meist zu schotter verarbeitet. da finde ich mauern angemessener. was anderes ist es natürlich, wenn steine von jüdischen gräber so "entsorgt" werden, nur weil es eben gräber von jüdischen menschen sind.
stapel,
Sonntag, 25. November 2007, 18:38
Warum so bissig, hatte ich nicht geschrieben "nicht vergammeln lassen"?
An die Mauer habe ich mich ehrlich gesagt genauso gewöhnen müssen wie an das Räumen.
Aber: Dort wo sie steht mietet! man eine Grabstelle für zwanzig Jahre, dann kann man noch einmal verlängern (für ich weiss nicht genau wie lange) danach ist Ende. Dann bin ich an der Reihe, wo soll den der Platz herkommen, wenn wir alles von allen aufheben. Und der Stein ist ein Stein.
Über die Barberei der Nazis (oder wer auch immer so etwas tut) haben wir sicherlich die gleichen Ansichten.
hr.fuenfprozentfrau,
Sonntag, 25. November 2007, 21:05
Es ist unmöglich, aufzusparen, was notwendig ist. Wenn auch die alten Steine mit dem Nutzen verwendet werden. Aber in Russland beobachte ich eine Gesetzmäßigkeit: bis zur Revolution 1917 Friedhöfe wurden aufgespart. Nach der Revolution hat die neue Gewalt durch ganzem Land die Zerschlagung der Friedhöfe organisiert. Die Komsomolzen zerschlugen die Kreuze, wandten die Grabsteine um. Auf dem Foto - der kleine ländliche Friedhof. Es war in 1920-30 Jahre auch zerstört. Heute liegt die Mehrheit der Grabsteine in den Fundamenten der Schuppen der Ortsbewohner. Die Kirche, übrigens wurde niemals geschlossen. Das heißt, die Menschen sind auf dem Friedhof gekommen eben haben die Grabsteine seiner Dorfgenossen gestohlen, um den Stall zu bauen. (Entschuldigen Sie bitte mein schlechte Deutsch)
hitrus,
Sonntag, 25. November 2007, 21:50
Das hatte ich befürchtet, daß hinter meiner geordnet romantischen Sichtweise noch ein anderes Bild zu sehen ist. Eins, wo ein Stein doch nicht nur ein Stein ist, sondern wo man eine der hässlichen Seiten der Menschheit besichtigen kann. Und wie dünn die Decke der Zivilisation bis heute ist steht täglich in den Nachrichten.
hr.fuenfprozentfrau,
Dienstag, 27. November 2007, 08:41
Entschuldigen Sie bitte, hr.fuenfprozentfrau, das klang wohl gereizter als es gemeint war. Wissen Sie, mir widerstrebt diese Abräummentalität. Viele der Fotos hier hätten nicht gemacht werden können, wenn man zu früheren Zeiten auch schon so gedacht hätte. Ich finde es bedauernswert, dass Gräber nur für einen bestimmten Zeitraum gemietet werden können und dann geräumt werden. Dass es auch anders geht, zeigt sich ja an der jüdischen Bestattungskultur, deren Gräber werden nicht geräumt. Abgesehen davon sollte es auch genügend Platz für Friedhöfe geben, so lange auch noch Platz genug ist, jedes unsinnige Gewebegebiet auszuweisen, das keiner braucht.
Kulturgeschichtlich werden Friedhöfe heute immer öder, nicht zuletzt durch die horrende teuren Gebühren für Erdgräber. Der Trend zum anonymen Urnengrab ist auch eine Folge davon. Und das finde ich sehr, sehr schade.
cemetery,
Sonntag, 16. Dezember 2007, 18:21
Kondolenzbuch:
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